Spezialisierte Wundversorgung NRW 2025

Evidenzbasierte Fachanalyse zu Chancen, Risiken und Wirtschaftlichkeit – neutral bewertet für informierte Entscheidungen in der ambulanten Pflege.

September 2025 Der Pflegeberater 12 Min. Lesezeit

Marktanalyse & Einordnung

Die spezialisierte Versorgung chronischer und schwer heilender Wunden nach § 37 Abs. 7 SGB V markiert eine strukturelle Neuausrichtung in der ambulanten Pflege. Erste Modellrechnungen und regionale Umsetzungen zeigen: Der Erfolg hängt maßgeblich von Fallzahl, Routenoptimierung und der Kombination mit bestehenden Leistungsgruppen ab.

Rechtlicher Rahmen und Entwicklung

Das Heil- und Hilfsmittelversorgungsgesetz (HHVG) schafft mit § 37 Abs. 7 SGB V die Grundlage für spezialisierte Anbieter. NRW nimmt hier eine Vorreiterrolle ein – erste Verträge zwischen Leistungserbringern und Krankenkassen wurden bereits geschlossen, Vergütungsstrukturen entwickeln sich derzeit regional unterschiedlich.

Zentrale Entwicklungen 2025

Branchenprognosen deuten auf eine schrittweise Annäherung an kostendeckende Strukturen hin. Modellrechnungen gehen von einer Baseline-Vergütung um 45 € pro Einsatz aus, mit regionalen Anpassungen je nach Qualifikation und Versorgungsstruktur.

Versorgungsrealität in NRW

Nordrhein-Westfalen verzeichnet eine strukturelle Verlagerung von stationärer zu ambulanter Pflege. Die Zahl der Insolvenzen hat sich 2024 reduziert, jedoch sind anteilig mehr ambulante Dienste betroffen. Spezialisierte Leistungen mit planbaren Prozessen und wiederkehrenden Einsätzen können hier Risiken streuen und Erlöspotenziale erschließen.

Prognostizierte Vergütung
45,09 €
pro Einsatz (Modellrechnung)
Mindestpersonal
4,0 VZÄ
nach 18 Monaten Aufbauzeit
LG-Kombinationen
+80%
Zuschlag auf jeweilige LG-Vergütung

Evidenz zu Wundtypen und Prävalenzen

Die häufigsten Indikationen umfassen diabetische Fußsyndrome (ICD: E10.7–E14.7), Ulcus cruris venosum (ICD: I83.0, I83.2) und Dekubitalulzera (ICD: L89.0–L89.9). Studien zeigen: Bei fachgerechter spezialisierter Versorgung können Heilungszeiten verkürzt und Komplikationen reduziert werden, was sowohl die Lebensqualität der Patienten als auch die Gesamtkosten des Gesundheitssystems positiv beeinflusst.

Wirtschaftlichkeitsanalyse

Break-even-Analysen verschiedener Anbieter zeigen einen Korridor zwischen 260–320 Einsätzen pro Monat, abhängig von der Kostenstruktur und regionalen Gegebenheiten. Die Marge bewegt sich konservativ zwischen 5–12%, bei optimierter Touren- und Kombinationsplanung sind 10–18% erreichbar.

Erfolgsfaktoren

Entscheidend sind: ausreichende Patientendichte (≤20 km Tourenlänge), hoher Anteil von LG-Kombinationen (≥25%), qualifiziertes Personal mit niedriger Fluktuation (<20% p.a.) und enge Kooperation mit zuweisenden Ärzten.

Forecast-Modell 2025–2027

Konservative Prognosen gehen von einer jährlichen Vergütungsanpassung von 4–6% aus, getrieben durch Tarifsteigerungen und Qualitätsanforderungen. Dem stehen Kostensteigerungen von 6–8% (Personal) und 2–3% (Fixkosten) gegenüber. Das Volumen dürfte bei aktiver Zuweiserarbeit um 3–5% p.a. wachsen.

Wann lohnt es sich – wann nicht?

Positive Indikatoren: Kompakte Versorgungsregion, hohe Wiederholfrequenz (≥2x/Woche), Kombinationsmöglichkeiten mit bestehenden LG 1–4, stabile Personalstruktur mit entsprechenden Qualifikationen.

Kritische Faktoren: Großflächige, dünn besiedelte Gebiete (Fahrtzeiten >25 Min. pro Einsatz), unsichere LG-Vergütungen, chronischer Personalmangel oder fehlende ärztliche Kooperationspartner in der Region.

Analyse-Tools (Optional)

Die folgenden Rechner dienen der Orientierung – Entscheidungen basieren auf eigener Kostenrechnung und Vertragslage.

Wirtschaftlichkeitsrechner

Tourenplaner

Fazit & Empfehlungen

Die spezialisierte Wundversorgung in NRW bietet bei sorgfältiger Planung und ausreichender Patientendichte durchaus wirtschaftliche Perspektiven. Entscheidend ist jedoch eine realistische Bewertung der eigenen Ausgangslage: Verfügbarkeit qualifizierter Fachkräfte, regionale Versorgungsdichte und bestehende Kooperationsstrukturen.

Die hier präsentierten Modellrechnungen basieren auf aktuellen Branchendaten und ersten Erfahrungen aus Pilotprojekten. Sie ersetzen jedoch nicht die individuelle Kalkulation auf Basis der eigenen Kostenstruktur und vertraglichen Vereinbarungen. Besonders die LG-Vergütungen variieren regional stark und sollten vor einer Entscheidung konkret verhandelt werden.

Rechtlicher Hinweis

Dieser Beitrag dient ausschließlich der Information und stellt keine Rechts- oder Steuerberatung dar. Alle Angaben sind ohne Gewähr. Für konkrete Entscheidungen konsultieren Sie bitte entsprechende Fachberatung und aktuelle Vertragslagen.