Die spezialisierte Versorgung chronischer und schwer heilender Wunden nach § 37 Abs. 7 SGB V markiert eine strukturelle Neuausrichtung in der ambulanten Pflege. Erste Modellrechnungen und regionale Umsetzungen zeigen: Der Erfolg hängt maßgeblich von Fallzahl, Routenoptimierung und der Kombination mit bestehenden Leistungsgruppen ab.
Rechtlicher Rahmen und Entwicklung
Das Heil- und Hilfsmittelversorgungsgesetz (HHVG) schafft mit § 37 Abs. 7 SGB V die Grundlage für spezialisierte Anbieter. NRW nimmt hier eine Vorreiterrolle ein – erste Verträge zwischen Leistungserbringern und Krankenkassen wurden bereits geschlossen, Vergütungsstrukturen entwickeln sich derzeit regional unterschiedlich.
Zentrale Entwicklungen 2025
Branchenprognosen deuten auf eine schrittweise Annäherung an kostendeckende Strukturen hin. Modellrechnungen gehen von einer Baseline-Vergütung um 45 € pro Einsatz aus, mit regionalen Anpassungen je nach Qualifikation und Versorgungsstruktur.
Versorgungsrealität in NRW
Nordrhein-Westfalen verzeichnet eine strukturelle Verlagerung von stationärer zu ambulanter Pflege. Die Zahl der Insolvenzen hat sich 2024 reduziert, jedoch sind anteilig mehr ambulante Dienste betroffen. Spezialisierte Leistungen mit planbaren Prozessen und wiederkehrenden Einsätzen können hier Risiken streuen und Erlöspotenziale erschließen.
Prognostizierte Vergütung
Mindestpersonal
LG-Kombinationen
Evidenz zu Wundtypen und Prävalenzen
Die häufigsten Indikationen umfassen diabetische Fußsyndrome (ICD: E10.7–E14.7), Ulcus cruris venosum (ICD: I83.0, I83.2) und Dekubitalulzera (ICD: L89.0–L89.9). Studien zeigen: Bei fachgerechter spezialisierter Versorgung können Heilungszeiten verkürzt und Komplikationen reduziert werden, was sowohl die Lebensqualität der Patienten als auch die Gesamtkosten des Gesundheitssystems positiv beeinflusst.
Wirtschaftlichkeitsanalyse
Break-even-Analysen verschiedener Anbieter zeigen einen Korridor zwischen 260–320 Einsätzen pro Monat, abhängig von der Kostenstruktur und regionalen Gegebenheiten. Die Marge bewegt sich konservativ zwischen 5–12%, bei optimierter Touren- und Kombinationsplanung sind 10–18% erreichbar.
Erfolgsfaktoren
Entscheidend sind: ausreichende Patientendichte (≤20 km Tourenlänge), hoher Anteil von LG-Kombinationen (≥25%), qualifiziertes Personal mit niedriger Fluktuation (<20% p.a.) und enge Kooperation mit zuweisenden Ärzten.
Forecast-Modell 2025–2027
Konservative Prognosen gehen von einer jährlichen Vergütungsanpassung von 4–6% aus, getrieben durch Tarifsteigerungen und Qualitätsanforderungen. Dem stehen Kostensteigerungen von 6–8% (Personal) und 2–3% (Fixkosten) gegenüber. Das Volumen dürfte bei aktiver Zuweiserarbeit um 3–5% p.a. wachsen.
Wann lohnt es sich – wann nicht?
Positive Indikatoren: Kompakte Versorgungsregion, hohe Wiederholfrequenz (≥2x/Woche), Kombinationsmöglichkeiten mit bestehenden LG 1–4, stabile Personalstruktur mit entsprechenden Qualifikationen.
Kritische Faktoren: Großflächige, dünn besiedelte Gebiete (Fahrtzeiten >25 Min. pro Einsatz), unsichere LG-Vergütungen, chronischer Personalmangel oder fehlende ärztliche Kooperationspartner in der Region.